Die Wohnprojekte-Fahrradtour, organisiert vom Verein Mehr Leben – Wohnprojekte Lüneburg im Rahmen der diesjährigen Wandelwoche, hat längst Tradition. Auch in diesem Jahr haben wir uns wieder auf den Weg gemacht – diesmal mit einer etwas größeren Route und wieder mit spannenden Stationen.
Erste Station: Raeume in Rettmer

Los ging es beim Wohnprojekt Raeume in Rettmer. Auf einem alten Bauernhof ist hier über die Jahre eine lebendige Gemeinschaft entstanden. Neben den alten Gebäuden prägen inzwischen Umbauten wie das ehemalige Silo und ein neu errichtetes Haus das Gelände. Viel Grün, viel Platz – und gleichzeitig immer viel zu tun.
Nach einer Führung über das Gelände stellte Jonas das Projekt im Gemeinschaftsraum vor. Besonders ist die Anbindung an das Mietshäusersyndikat: Häuser, die darüber organisiert sind, gehören sich praktisch selbst. Das heißt: Sie werden gemeinschaftlich getragen, können nicht gewinnorientiert verkauft werden und bleiben so langfristig bezahlbarer Wohnraum.



Bei Raeume lebt man überwiegend in Wohngemeinschaften, organisiert in verschiedenen Arbeitsgruppen – ein Prinzip, das uns von querbeet sehr vertraut vorkommt. Spannend auch das Modell der „Bieterrunde“: Alle sechs Monate wird gemeinsam neu festgelegt, wie viel Miete jede Person zahlen kann. Regelmäßige Sonntagstreffen und gemeinsames Einkaufen (u.a. über eine Solawi) stärken den Alltag. „Einkaufen braucht man eigentlich nur noch für Schokolade, Alkohol und Fleisch“, hieß es augenzwinkernd.
Zweite Station: Wandelbar in Reppenstedt
Weiter ging es ins Neubauviertel von Reppenstedt, wo mit wandelbar das erste Wohnprojekt des Ortes entsteht. Kurz vor dem Richtfest wird hier fleißig gebaut: ein Mehrfamilienhaus und mehrere Doppelhäuser, von denen manche mehr als zwei Parteien Platz bieten sollen.
Die Bauweise ist ökologisch ausgerichtet – eine der großen Herausforderungen war der Untergrund: Lehm. Damit überhaupt gebaut werden konnte, musste eine Sandschicht aufgebracht werden. „Auf Sand bauen – das kennen wir doch!“, dachten viele von uns.
Besonders eindrücklich war der Kontrast: vom alten Bauernhof in Rettmer zu den noch entstehenden Häusern hier in Reppenstedt. Vielen Dank an Judith, Mona und Doris, die uns durch ihre bisherigen Erfahrungen mitgenommen haben.




Dritte Station: Wagenplatz Gut Wienebüttel
Den Abschluss bildete ein Abstecher in den Wald, zum Wagenplatz bei Gut Wienebüttel. Seit über 30 Jahren gibt es dieses Wohnprojekt, in dem Menschen in Bauwägen leben. Kira erzählte uns von den Eigenheiten des Alltags: WLAN funktioniert auch im Wagen, es gibt auch einen Gemeinschaftswagen und einen gemütlichen Platz in der Mitte für wöchentliche Plena – wer es im Winter warm haben will, muss rechtzeitig anfeuern; um nur ein paar Beispiele zu nennen.


Gleichzeitig wurde deutlich, wie wenig mensch oft eigentlich braucht: ein Dach über dem Kopf, etwas Platz, Wasser – und die Natur drumherum. Der Wald sorgt für viel Privatsphäre und Ruhe.
Abschluss im Café
Für uns querbeetler:innen ging es nach diesen Eindrücken noch zu einem kurzen Zwischenstopp ins nahe gelegene Café. Dort konnten wir die vielen Gespräche und Einblicke nachklingen lassen – und saßen dabei trocken, während draußen ein Regenschauer niederging.
Die Fahrradtour hat einmal mehr gezeigt, wie vielfältig Wohnprojekte sein können: vom alten Bauernhof über Neubauten bis hin zum Wagenplatz. Allen gemeinsam ist der Wunsch nach gemeinschaftlichem Leben, solidarischem Miteinander und nachhaltigen Strukturen. Und es war schön, all das gemeinsam zu entdecken – auf dem Rad, im Gespräch, unterwegs.


