Wenn aus Bauherr*innen Gastfamilien werden

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Ausgelöst durch die Herausforderung eine geeignete Strohbaufirma zu finden bzw. den Mangel einer solchen, luden viele von uns die Strohbauer*innen, die unsere Baustelle gut 14 Wochen bereicherten, zu sich nach Hause ein. Denn die Architekt*innen und Handwerker*innen im Bereich des Stroh-Holzbaus sind meist Solo-Selbstständige oder Kleinstbetriebe, die individuelle Einzelprojekte umsetzen und meist kein „Komplettpaket“ anbieten können.

Für unsere Baustelle hieß der Mangel: wir machten uns auf die Suche nach Strohbauer*innen, die für uns arbeiten wollten. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Annika, die den Strohbau koordiniert hat und Bianka für ihre Unterstützung als alles länger dauerte als gedacht. Denn: letztendlich kamen die Handwerker*innen aus ganz Deutschland und darüber hinaus! Das hieß: sie brauchten Schlafplätze oder auch einen Stellplatz für’s Zelt oder den Bulli.

Der Strohbau ist seit wenigen Tagen abgeschlossen. Durch unsere Gemeinschaft, Netzwerke und tolle Freundeskreise haben wir es geschafft alle Mitwirkenden privat unterzubringen. So wurde aus einem Teil von uns Bauherr*innen gleichzeitig Gastfamilien. Herausfordernd und gleichzeitig wahnsinnig bereichernd – für Groß & Klein.

„Wir haben jetzt auch eine Milli.“

Luca, eine unserer jüngsten Bauherr*innen während eine Strohbauerin bei ihr wohnte.

So konnten wir die Baustelle ein wenig „mit ins eigene Haus“ nehmen. Als Gastgebende oder Besucher*innen der Baustelle erlebten wir die Stimmung vor Ort mit:

„Wir standen eine Weile zusammen und ich fand ebenso bemerkenswert, wie persönlich die Runde war und wie sehr sich jeder zugehört hat. Das war so schön, zu beobachten. Kam mir vor wie im Zeltlager. Nur das Feuer hat gefehlt.“

Bianka, Bauherrin

Die Begeisterung der Handwerker*innen war zu spüren. Die Motivation war ansteckend. Ihre Blicke auf unsere Baustelle ließen unser Projekt auch für uns nochmal in einem anderen Licht erscheinen: während wir in unseren Gesellschafter*innen Angebote für Fliesen besprachen, den steigenden Kosten zu begegnen versuchten und die vielen Fragen zur Gestaltung des Miteinander angingen, passierte genau das auf der Baustelle: Menschen lernten sich kennen, waren gemeinsam aktiv, waren dankbar so viele Kontakte deutschlandweit zu bekommen und sich sicher mit der ein oder andere Person noch weitere Projekte zusammen anzugehen.

„Ich fand es aber sehr aussagekräftig im Bezug zur Stimmung auf der Baustelle, dass sie jeden Abend mit ihren Kolleg*innen noch was zusammen gemacht hat – sowohl einfach was trinken gehen, als auch private „Lüneburgführungen“ mit Fokus Bau von den Lüneburger Handwerker*innen.“

Aline, Bauherrin

Auch von unserer Baugemeinschaft waren Menschen für Tage oder auch Wochen Teil der Baustelle: packten mit an, lernten Strohbau und Kalk-/Lehmputz kennen oder verbrachten ihren Feierabend in der Lübecker Straße, um mit aufzuräumen und Stroh zu fegen.

„Einer sagte, man könnte ihm 1.000.000 in die Hand drücken und er würde exakt den gleichen Job machen. Mit Lehm und Stroh zu arbeiten sei einfach das schönste. Er meinte noch, dass selbst in der Branche kaum jemand um dieses Material weiß und selbst Kollegen erstaunt sind (die konventionell bauen), dass er seinen Job so liebt.“

Bericht von der Baustelle

Es sind Begegnungen wie diese, die unser Projekt zu etwas Besonderem machen und uns immer weitermachen lassen. Denn klar ist: sicherlich wäre es einfacher gewesen „einfach eine Firma zu beauftragen“ (wenn es sie denn gäbe, wir hoffen wir konnten einen Beitrag dazu leisten, dass die Bauweise bekannter wird). Zahlreiche Mails, Absprachen und vielleicht auch Verzögerungen wären uns wohl erspart geblieben. Aber: unsere Leidenschaft einen Beitrag für zukunftsfähiges Bauen zu leisten, treibt uns an! Die Möglichkeit anderen Menschen (und uns selbst) eine tolle Zeit zu bereiten, wollen wir nicht missen.

„Der Stroheinbau ist fertig und – wie ich und auch andere finden – gut geworden. Danke auch an querbeet. Ihr habt ein tolles Bauprojekt und für viele Leute in diesem Sommer bereichernde Erfahrungen ermöglicht. Das hat gefetzt.“

Benedikt, Strohbauer

Liebe Strohbauer*innen, wir danken euch für eure Arbeit, all den Einsatz auf unserer Baustelle, die Flexibilität bei den Schlafplätzen und für eure Inspiration, die mit in unser querbeet einziehen wird! Uns geht das Herz auf, wenn wir hören, dass die gemeinsame Zeit so besonders für euch wie für uns war!

„Lukas, der gestern abgereist ist, hat mir genauso bestätigt, das alles super verbaut wurde und er ganz wehmütig die „tolle und bereichernde “ Baustelle verlassen muss.“

Anne, Bauherrin